Neue Lösungen auf hocheskalierende Elternkonflikte?!
Das erste interdisziplinäre Fachforum in Potsdam brachte Expert:innen aus Justiz, Jugendhilfe, Wissenschaft und Therapie zusammen. Dabei stieß der Prototyp von KonfliktLiebe² auf besonders großes Interesse.
Am 14. März 2025 trafen sich am Tiefen See in Potsdam Fachkräfteaus Justiz, Gesundheitswesen, Jugendhilfe, Forschung und Beratung, um über den Umgang mit hocheskalierenden Elternkonflikten zu diskutieren. Mehr als 90Teilnehmende erörterten gemeinsam, welche systemischen Herausforderungen bestehen und welche neuen Ansätze helfen können, Eltern aus verhärteten Konfliktstrukturen herauszuführen.
Hochstrittige Eltern sind oft auch hochverletzt!
Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein Vortrag von Dr. Anne Huber, Sachverständige für Familiengerichte und Familientherapeutin bei NOW!, die sich mit der Frage auseinandersetzte, wann Hochstrittigkeit nicht mehr nur ein komplexer Elternkonflikt ist, sondern eine ernsthafte Kindeswohlgefährdung darstellt.
Sie machte deutlich, dass hochstrittige Eltern oft nicht nur durchäußere Umstände in ihren Konflikten verharren, sondern auch tiefe Verletzungen, Kontrollverlust und ungelöste Beziehungsdynamiken eine Rolle spielen. „Hochstrittige Eltern sind vor allem auch hoch verletzt“, sagte Huber und betonte, dass diese Dynamiken nicht nur das elterliche Umfeldbelasten, sondern vor allem die Kinder in eine ausweglose Situation bringen.
Anhand von Fallbeispiele aus ihrer Praxis als Sachverständige zeigte sie, welche psychischen Belastungen Kinder in eskalierenden Trennungskonfliktenerleben – von selektivem Mutismus über depressive Symptomatiken bis hin zu schweren Bindungsstörungen sowie Suizidalität. Besonders wichtig sei es, dass Fachkräfte nicht nur auf die juristischen Rahmenbedingungen oder vor allem auf die Eltern sowie ihre Bedürfnisse schauen, sondern systematisch undinterdisziplinär zusammenarbeiten, um den Blick konsequent auf die Kinder undderen Gesundheit zu richten.
Ein Bild, das für viele im Publikum besonders treffend war, warihre Metapher der „Gürteltiere“. Sie verglich dieüber Jahre hinweg entstehenden Gerichtsakten mit Aktenordnern, die nur noch mit dicken „Gürteln“ von zehn Zentimetern Umfang zusammengehalten werden können –ein Sinnbild für die bürokratische Komplexität und die Länge von Hochstrittigen Verfahren an Gerichten sowie in Jugendämtern.
Was bedeutet Hochstrittigkeit? Eine interdisziplinäre Perspektive
In der anschließenden Panel-Diskussion wurde die Frage nach einer klareren Definition von Hochstrittigkeit diskutiert.
Birgit Schwartländer,Psychotherapeutin und Leiterin der Kinderschutzambulanz Charité, forderte eine bessere Diagnostik von Hochstrittigkeit. Es müsse klarer herausgearbeitet werden, in welchen Fällen elterliche Konflikte eine entwicklungsgefährdende Belastung für Kinder darstellen und wo Interventionen gezielter greifen können.
Alexandra Mebus-Haarhoff, Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie Potsdam, sprach über die Belastung des Helfersystems. „Die Systeme sindgestresst“, stellte sie fest. Es fehle nicht nur an Kapazitäten, sondern auchan strukturierten Prozessen, um zwischen akuten Krisenfällen und langfristigen Unterstützungsangeboten unterscheiden zu können.
Richter Tobias Stützer griff das Themaebenfalls auf und wies darauf hin, dass 20 Prozent der Fälle für 80 Prozent der Arbeitsbelastung sorgen. In der Praxis bedeutedas, dass sich Gerichte und Beratungsstellen oft über Jahre hinweg mitdenselben hochstrittigen Familien auseinandersetzen.
Alle waren sich einig darüber, dass es häufig viel zu lange dauertbis klare Handlungs- und oder Interventionsmaßnahmen eingeleitet werden und die Kinder in den Konfliktdynamiken viel zu lange ausharren müssen.
Ein besonders interessanter Aspekt war der Vergleich mit dem Modell der Familiengerichtshilfe in Österreich. Dort werden Familien bereits vor einem Gerichtsverfahren interdisziplinär begleitet und beraten, um Eskalationen früher zu begegenen und vor allem und Entscheidungen klarer sowie auf einer guten Anlanysegrundlage zu treffen. Die Diskussion zeigte, dass dieses Modell auch für Deutschland denkbar wäre und eine nachhaltigere Lösung für wiederkehrende Hochkonflikt-Fälle darstellen könnte.
KonfliktLiebe² – eine innovative Perspektive auf Elternkonflikte
Ein zentrales Element der Veranstaltung war die Vorstellung und der Live-Test des ersten Prototypen des VR-Serious-Games KonfliktLiebe², das in Zusammenarbeit mit Players Journey und dem Gamlab Berlin entwickelt wurde.
Dr. Christian Stein, CEO von PlayersJouney, erläuterte, welche Möglichkeiten Spiele für Verhaltensänderungenbereithalten und warum es ein völlig neuer Ansatz ist, Eltern in hochstrittigenTrennungssituationen zu unterstützen. Das Spiel ermöglicht es ihnen, u.a. die Perspektive ihrer Kinder in einer virtuellen Umgebung einzunehmen – eine Erfahrung, die sich nicht allein durch Gesprächeoder klassische Beratungsmethoden erzeugen lässt.
Der Prototypentest stieß auf großes Interesse. Viele Fachkräfte äußerten sich beeindruckt von der immersiven Erfahrung und den Möglichkeiten, die VR-Technologie für die Elternarbeit bietet. Eine der häufigstenRückmeldungen lautete:
„Man kann die Perspektive der Kinder nicht nur denken – man musssie erleben.“
Die Reaktionen der Fachkräfte auf der Veranstaltung zeigte, dass KonfliktLiebe² großes Potenzial für das therapeutischen als auch beratenden Arbeiten mit Hochstrittigen Eltern besitzt. In den kommenden Monatenwird das Spiel weiterentwickelt. Es sind vertiefende Interviews und Testphasen mit Fachkräften aus der Praxis geplant, um dencProzess der Markteinführung gezielt vorzubereiten.
Ausblick: Wie geht es weiter?
Nach einem intensiven Tag mit Fachvorträgen, Diskussionen undVR-Erfahrungen wurde beim abschließenden Netzwerken deutlich, dass es in diesemBereich noch viel Handlungsbedarf gibt. Die Veranstaltung war nicht nur einAustausch über bestehende Probleme, sondern zeigte auch konkreteLösungsansätze auf – von interdisziplinären Kooperationsmodellen bishin zu neuen technologischen Wegen.
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Wir veranstalten ein Event. Kommt vorbei und sichere dir deinen Platz für „Hocheskalierende Elternkonflikte im Fokus“ am Freitag, den 14. März um 17:00-20:30 Uhr.
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